Der jüdisch-ungarische Autor György Konrad spricht über den Rechtsruck in seiner Heimat – und seinen Glauben an Europa.
Was geschieht gerade in Ungarn?
Konrad Der aktuellen Regierung in Ungarn ist es gelungen, das Land zu spalten. Wir erleben derzeit den Kampf zwischen zwei Lagern.
Ungarn wird von einer rechtskonservativen Regierung geführt, die viele in der EU für gefährlich halten. Warum ist sie an die Macht gelangt?
Konrad Sie hat einen aggressiven Wahlkampf geführt, und die Gegner auf liberal-bürgerlicher Seite waren konfus. Zu diesem Lager zähle ich selbst. Wir wollten die Regeln der demokratischen, toleranten Auseinandersetzung nicht aushebeln, fanden zum Beispiel, dass auch jemand, der eine begrenzte Sicht auf die Dinge hat, in einer Demokratie zu Wort kommen sollte. Doch wenn sich dann gewisse politische Plattformen zusammenschließen und strategisch geschickt handeln, dann sind sie schnell an der Macht. Demokratien müssen sich immer erst festigen. Wenn die Leute diesen Geist noch nicht recht verinnerlicht haben, dann fehlt es an Widerstand gegen Kräfte, die alleinige Herrschaft anstreben.