Ein neues Denkmal soll in Budapest an die Opferrolle Ungarns unter deutscher Besatzung 1944/45 erinnern. Kritiker halten dem Projekt die intensive Zusammenarbeit im Holocaust entgegen. Von Florian Stark
(Foto: Bundesarchiv Opfer oder Kollaborateure: Pfeilkreuzler-Offiziere in Budapest nach der Machtübernahme der faschistischen Bewegung im Oktober 1944)
Im März 1939 kam es in Mitteleuropa zu einem merkwürdigen Krieg. Ungarische Truppen überschritten ohne Kriegserklärung die Grenze zur Ersten Slowakischen Republik. Nach zwei Wochen war der “Kleine Krieg”, als der er in die Erinnerung der Beteiligten einging, zu Ende. 30 Menschen hatten ihr Leben verloren.
Den schnellen Frieden hatte Hitler vermittelt. Nach der Zerschlagung der “Rest-Tschechei” trat er als Schutzherr der selbstständig gewordenen Slowakei auf. Umgekehrt bot sich das Dritte Reich den Balkanstaaten als Förderer ihrer Interessen an, die sie durch die Pariser Vorortverträge geschmälert sahen. Ungarn, vom formal gleichberechtigten Partner im Habsburgerreich auf die Größe eines Kleinstaates reduziert – fast 70 Prozent seines Staatsgebiets waren ihm von den Siegermächten abgenommen und den neu gebildeten südosteuropäischen Staaten zugeschlagen worden –, drängte auf Revision der Grenzen.
Das gleiche galt für Rumänien, das weite Teile Ungarns erhalten hatte. Beide sahen im NS-Regime den großen Partner. Umso willfähriger schlossen sie sich ihm an und zogen an der Seite der Wehrmacht in den Krieg gegen die Sowjetunion. Der Wunsch, die Ergebnisse des Ersten Weltkriegs zu revidieren, war geradezu die Grundlinie ungarischer Politik bis zum Jahr 1944, als die Ostfront sich dem Land bedrohlich näherte.
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