Dieser Autor ist Ferenc Bánhegyi, Geschichtslehrer und seit längerem Verfasser von Unterrichtsmaterialien, der vornehmlich Klassenreisen in die “besetzten Gebiete” des Karpatenbeckens, also das Vortrianon-Ungarn organisiert. Auf seinem Internetblog verbreitet er, neben der üblichen ahistorisch-revanchistischen Weinerlichkeit hinsichtlich des Themas Trianon, eine Reihe haarsträubender Verschwörungstheorien zu verschiedenen Aspekten der ungarischen Historie, die im Duktus dem rechtsradikalen Spektrum zuzuordnen sind, zu der u.a. auch die Leugngung der finno-ugrischen Sprachverwandschaft gehört, die aber bis hin zu “Fragen” nach dem “jüdischen Einfluss” auf verschiedene geschichtliche Ereignisse in Ungarn gehen.
Ein Vertreter dieser spirituellen Geschichts”wissenschaft” wurde von Minister Balog vor einem Jahr mit der höchsten staatlichen Wissenschaftsehrung bedacht, Bánhegyi schrammt – in Summe seiner Verlautbarungen – nur knapp am offenen Bekenntnis zur gängigen Rassentheologie vorbei und trifft sich letztlich beim offiziellen Blut-und-Boden-Geschwafel des Ministerpräsidenten, mit dem er die rechte Flanke abdecken will. Der offene Revanchismus, die Idee des Völkischen gibt es schon als Gute-Nacht-Geschichten für kleine Kindern (siehe vorheriger Link), warum also nicht auch als Lehrbuch für die Größeren?
Offen angreifbare Textstellen im Lehrbuch sind u.a. die unreflektierten und klar ideologisch konnotierten Einordnungen wie “die Führer der kommunistischen Räterepublik stammten aus dem Judentum” oder “…deswegen sind die ungebildeten Zigeunerkinder in der Mehrheit…”. Fachleute kritisieren, dass Bánhegyi letztlich die gesamte ungarische Geschichte “von Stephan I. bis Ferenc Gyurcsány als die Geschichte einer einzigen großen Verschwörung” darstellt.
Ein Schulbuch dieses Autors wurde sogar unter der ersten Fidesz-Regierung, nach Elternprotesten, zurückgezogen. “Gemeinsam 2014” weist zudem auf ein persönliches Nahverhältnis zu derjenigen Abteilung der Schulbehörde hin, die die Aufträge für die Schulbücher vergibt, das einmal zu prüfen wäre. Der “Dialog für Ungarn”-Abgeordnete Karácsony ging noch einen Schritt weiter und sagte, dass “eine unmoralische Autorität unseren Kindern nicht Ethik lehren” soll. Die Pflichtschulzeit diene der Vermittlung von Basiswissen, einschließlich sozialer Fertigkeiten. Religionsunterricht sollte fakultativ bleiben.