Seitdem Viktor Orbán Ministerpräsident ist, droht sich Ungarn in ein miefiges, nationalistisches Nest zu verwandeln. Und niemand protestiert? Doch doch, vor dem Maxim-Gorki-Theater ist es zu einer denkwürdigen Kunstaktion gekommen.
Anti-Regierungsdemonstranten in Budapest – in Berlin hat der Musiktheaterregisseur David Marton mit einer tollen Kunstaktion auf die ungarischen Zustände aufmerksam gemacht.
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Viel zu selten und auch viel zu lasch wurde bislang öffentlich beklagt, dass sich Ungarn in ein miefiges, intolerantes, nationalistisches, menschenrechts- und minderheitenverachtendes Nest verwandelt, seitdem im Mai 2010 Viktor Orbán zum Ministerpräsidenten gewählt wurde. Am vergangenen Sonnabend ist es nun aber zu einer denkwürdigen Kunstaktion gekommen, der zwar bedauerlicherweise sehr wenige Menschen beiwohnten, die aber unbedingt wiederholenswert ist. Die Protestaktion fand innerhalb des fünftägigen Spektakels statt, mit dem sich Armin Petras nach sieben drallen Theaterjahren von seiner Intendanz am Maxim-Gorki-Theater verabschiedet hat, um hinfort dem Staatsschauspiel Stuttgart vorzustehen: Der Musiktheaterregisseur David Marton – geborener Ungar, seit 1996 wohnhaft in Berlin – hat angesichts der ungarischen Zustände als Antwort auf die Frage, was gegen dieses dumpfe und augenscheinlich gefährliche Orbán-Regime auszurichten sei, zu der famosen Idee gefunden, das „Radio ohne Frequenz Berlin-Budapest“ zu gründen. Die erste Sendung wurde jetzt vor dem Gorki-Theater und passenderweise in Sichtweite zum Collegium Hungaricum produziert. Eine tolle Sendung, mit herrlicher Live-Musik (Jelena Kuljic singend am Schlagzeug! Uschi Werner sang Lieblingslied „Kleine weiße Friedenstaube“!) und dem Radiotanzkurs „Tanzen wie die Ungarn“ mit Marie Goyette.