Es gilt als ausgemacht: Europäische Union und Demokratie sind synonyme Begriffe. Was aber, wenn dies gar nicht stimmt? Was, wenn einer diese schreckliche Wahrheit ausspricht, wenn ein antipolitischer, liberaler Intellektueller daherkommt und behauptet, Ungarn sei längst keine Demokratie mehr? So einer wird, wie es György Konrad lange passiert ist, geflissentlich überhört. Die EU hat kaum Zeit, sich auch noch um Demokratie zu kümmern. Zuerst kommt die Finanzkrise, dann lange nichts.
György Konrad, Ungar und früherer Berliner Akademie-Präsident, der an diesem Dienstag seinen 80. Geburtstag feiert, hat seine Botschaft schon vor mehr als einem Jahr in einem einzigen Satz zusammengefasst: „Meine Heimat ähnelt inzwischen den mittelasiatischen postsowjetischen Alleinherrschaften.“ Dieser Satz macht den Autor angreifbar.