Scharf kritisiert der bekannte Publizist Paul Lendvai in seinem neuen Buch die Regierung in Budapest.
KURIER: Herr Lendvai, wegen Ihrer Kritik an der rechtsnationalen Politik von Premier Orbán werden Sie attackiert, beleidigt, verleumdet. Empört Sie das?
Ich bin sehr traurig. Ungarn ist keine Diktatur wie Weißrussland oder Kasachstan. Das Land ist aber auf dem Weg zu einer Mischung aus Horthy-Zeit mit Rassismus und Antisemitismus, aus Kádár-Zeit mit der Verschleierung wirklicher Probleme und kleinen Konzessionen hin zu einem System des starken Mannes an der Spitze, zu einem Gulasch-Orbánismus mit nationalistischer Sauce.
Ein harter Vergleich?
Es ist meine Aufgabe als Kommentator über die Entwicklungen in Ost- und Südosteuropa offen zu sprechen. Die Regierung in Ungarn sieht Kritiker als Feinde. Wenn Medien dem Land einen Spiegel vorhalten, dann wird der Spiegel zertrümmert. Mich kann man aber nicht einschüchtern. Kritiker werden als Handlanger des internationalen Kapitals oder des Weltzionismus hingestellt.