Walzer tanzen zur Ablenkung

Rassismus, Antiziganismus und Antisemitismus sind in Ungarn Teil der Propaganda des politischen Establishments.

von Karl Pfeifer

Die ungarische Regierung, die immer wieder ihre christlichen Werte betont, führt einen gnadenlosen Klassenkampf gegen Arme, Obdachlose und Bettler.

Die 24jährige Henrietta H., eine zu 80 Prozent invalide Bettlerin, fragte am 27. Februar in einem Szegediner Restaurant einen Gast, der etwas auf seinem Teller gelassen hatte und gehen wollte, ob sie die Reste essen dürfe, der Gast stimmte zu, und sie durfte essen. Dafür wurde die Bettlerin von der Polizei mit einer Strafe von 50 000 Forint (rund 164 Euro) bestraft. Weinend versuchte die Frau zu erklären, sie sei nur deswegen in das Restaurant gekommen, weil sie hungrig sei, sie habe niemanden gestört und nur diejenigen, die etwas übrig gelassen hatten, gefragt, ob sie das essen dürfe. Der Polizeikommandant meinte dazu großspurig: »In der Regel ist es keine Straftat, auf ein paar Brocken zu warten, doch wenn die Person, bettelnd um Essen, jemanden anspricht, dann begeht sie eine Übertretung.«

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