Am Samstag hielt die “Ungarische Akademie der Künste”, MMA, die von der Orbán-Regierung von einer nationalkonservativen Privatinitiative zur zentralen Museumsverwaltung und finanziellen Schaltstelle einer zentralisierten “Nationalkunst” erhoben wurde, eine Generalversammlung ab.
Dabei wurde ein neuer Vorstand bestimmt, dem zum Teil nahmhafte, aber durchgehend regimetreue Künstler angehören und es wurden erste allgemeine Direktiven zur “Kulturarbeit” mit dem staatlichen Budget ausgegeben. Dabei sickerte auch durch, dass nach der Übernahme der großen Kunstinstitute, nun weitere Theater als Ziel national-konservativer Begehrlichkeiten auf den Plan kommen: Vígszínház, Attila József Theater, das Nationaltheater ohnehin.
Eklat 1: Rund ein Dutzend Künstler und Studenten stürmten den Saal und entrollten ein Transparent, auf dem sie die MMA der Zerstörung der künstlerischen Freiheit ziehen und versuchten einen Forderungskatalog zu verlesen. Sie wurden von Sicherheitskräften unter Einsatz körperlicher Gewalt abgedrängt, auch einige MMA-Mitglieder stürzten sich auf die Protestler.
Eklat 2: MMA-Präsident György Fekete, der bereits durch eine antisemitische Äußerung hinsichtlich des Schriftstellers Imre Kertész (manche im Ausland glauben, er sei Ungar…) aufgefallen war, legte auf der anschließenden Pressekonferenz nochmal nach und griff nun auch den Schriftsteller György Konrád auf gleiche Weise an (für das Ausland wirkt Konrád wie ein Ungar…), auf Deutsch: er ist ein Jude und ist daher unungarisch. Den Rücktritt von Kunsthallen Chef Gulyás rechtfertigte er damit, dass dieser die Vorgabe von 14. Kunstsalons für “nationale Künstler” als Konzept für das Haus ablehnte. “Daher musste er gehen.” (Gulyás ging aus Protest freiwillig, weil die Regierung die Kunsthalle, wie andere Einrichtungen, unter Kuratel der MMA gestellt hatte.) Bereits zuvor nannte Fekete die Ausstelung “Was ist ungarisch?” “entsetzlich” und “nationalblasphemisch” Hier mehr dazu. In einem Interview äußerte Fekete außerdem, dass er die Art von Demokratie die einer “liberalen” Kunst Raum gibt, ablehnt, Kunst müsse eine nationale Aufgabe erfüllen. Hier mehr dazu.
Eklat 3: Minister für “Humanressourcen” Zoltán Balog, dem auch die Kultur untersteht, saß während der MMA-Sitzung die ganze Zeit neben Fekete im Präsidium und lobte dessen Arbeit. Damit hat er dessen offenen Antisemitismus und den Kampf gegen die Freiheit der Kunst in Ungarn souzsagen veramtlicht.
Nach Ende der Konferenz erfasste die MMA eine kleine Austrittswelle, seit voriger Woche sind damit rund ein Dutzend Mitglieder ausgeschieden, einige neue sprangen noch schnell an Bord.
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