Die ungarische Regierung rief 2014 zum Holocaust-Gedenkjahr aus. Das ermöglicht ihr, die Vorwürfe zu entkräften, nicht entschlossen gegen Antisemitismus vorzugehen. Die jüdische Gemeinde zeigt sich dennoch skeptisch.
Holocaust Denkmal in Budapest
Der 70. Jahrestag des Beginns des Völkermords an Ungarns Juden ist der Anlass für das Holocaust-Gedenkjahr: von März 1944 bis Januar 1945 waren knapp 600.000 Juden deportiert und in deutschen Vernichtungslagern ermordet worden. Zusammen mit den jüdischen Gemeinden Ungarns und unter Beteiligung des israelischen Staates ist im Gedenkjahr die Durchführung zahlreicher Aktivitäten vorgesehen. Landesweite Gedenkfeiern, die Renovierung von Synagogen und die Förderung der Erinnerungskultur in öffentlichen Einrichtungen gehören ebenso dazu, wie ein großes, neues Gedenk- und Bildungszentrum zum Holocaust am ehemaligen Josefstädter Bahnhof in Budapest.
Die Geste der Orbán-Regierung überraschte viele ungarische Juden positiv, doch zugleich blieben viele auch skeptisch. Nun scheinen sich die Vorbehalte zu bestätigen. So relativierte schon zu Beginn des Holocaust-Gedenkjahres der Leiter des regierungsnahen Geschichtsinstitutes “Veritas”, Sándor Szakály, die ungarische Beteiligung am Holocaust. In einem Interview mit der ungarischen Nachrichtenagentur MTI sagte er, Juden in Ungarn hätten erst nach der deutschen Besetzung des Landes am 19. März 1944 “bedeutende Verluste” erlitten. Vorherige Deportationsaktionen des ungarischen Staates nannte er mit Blick darauf, dass die betroffenen Juden überwiegend nicht die ungarische Staatsbürgerschaft besessen hatten, “fremdenpolizeiliche Verfahren”.
witer: DW