“Ich habe vier Identitäten”

In Sachen demokratischer Selbstentwicklung hinkt Ungarn nach: Agnes Heller.“Wiener Zeitung”: Wenn es dieser Tage um Ungarn geht, dann ist die Rede von Antisemitismus, Roma-Morden, Demokratie-Abbau. Sie selbst sprechen von “Zentralisierung der Macht”, sogar einer “Eskalation der Zentralisierung der Macht” . . .

Ágnes Heller: . . . ja beides. Die Zentralisierung der Macht geht mit einer fortwährenden Eskalation einher . . .

…ich will deshalb die Frage stellen: Wie gefährlich ist Premier Viktor Orbán?

Die Gefährlichkeit von Viktor Orbán hängt mit seinem Charakter zusammen. Aber sie hängt auch mit den Möglichkeiten zusammen, mit diesem Charakter an die Macht zu kommen. Es ist nicht nur ein einziger Mensch für dieses System verantwortlich, auch wenn es von diesem einen Menschen kreiert wurde.

Es gibt die Theorie vom autoritären Charakter, den die Frankfurter Schule in den 1930er Jahren entworfen hat. Trifft dieser Typus auf Orbán zu?

Adorno und seine Freunde haben in den USA daran gearbeitet, 1943 glaube ich. Da ging es um Nationalsozialisten und Faschisten. Sie haben gesagt, dass nicht nur Diktatoren autoritäre Charaktere haben, sondern dass das auch in der Bevölkerung weit verbreitet ist. Ich kann sagen, dass Orbán in diesem Sinne ein autoritärer Charakter ist; aber er braucht ein gewisses gesellschaftliches System, in dem er sich entfalten kann.

weiter: WIenerZeitung

 

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