Mit einem Kommentar der Dramaturgin Anna Lengyel.
Bei der Budapester Uraufführung der Rockoper “Stephan, der König” in der Inszenierung von Róbert Alföldi am Freitag mussten die Besucher an etwa hundert rechtsextremen Demonstranten vorbei, die sie als “Vaterlandsverräter”, “dreckige Schwulensäue”, “dreckige Juden” etc. beschimpften (“Warum führt ihr sowas nicht in der Synagoge auf, warum beleidigt ihr ständig meine Nation! Dreckige Schwulensäule!”, Video s.u.).
Dem Demonstrationsaufruf der Wächter der Karpatenheimat hatten sich unter anderem die Ungarische Nationale Garde und die Jobbik-nahen National gesinnten Biker angeschlossen.
T-Shirt: “Ich bin Magyare, kein Jude”
Die Polizei war vor Ort und verhinderte Übergriffe auf die Besucher und die friedliche Gegendemonstration mehrerer antifaschistischer Gruppen, darunter die Facebook-Gruppe “Toleranz”, Szolidaritás und die Liga der Ungarischen Widerstandskämpfer und Antifaschisten MEASZ. Vor genau einem Jahr war deren Vorsitzender Vilmos Hanti nach einer Demonstration vor dem Neuen Theater von Neonazis zusammengeschlagen worden.
Das Regierungsmedium Magyar Nemzet berichtete von “Demonstrationen extremistischer Gruppen für und gegen die Aufführung”. Der zivilgesellschaftliche Protest gegen die Nazis wird im Bericht unterschlagen, umso mehr wird die “Homosexuellenfreundlichkeit” der “extremistischen” Pro-Alföldi-Demonstranten herausgestellt.