Immer weniger Mitglieder in einflussreichem Gremium – Umstrittener Fekete klammert sich nach Rücktrittsforderungen an seinen Posten
Budapest/Wien -Die Ungarische Kunstakademie ist ein übergeordnetes Organ, verfügt über Macht und Geld – und über immer weniger Mitglieder. Denn Austritte namhafter Vertreter des künstlerischen Lebens sind an der Tagesordnung. Dafür sorgte der Präsident der Akademie, György Fekete. Ihm werden ultrakonservative Ansichten ebenso vorgeworfen wie Systemtreue zur Regierung von Premier Viktor Orban. Fekete gab nach Amtsantritt neue Richtlinien vor: Wer zu uns gehören will, muss eine eindeutig nationale Gesinnung haben, Ungarn mit seiner Sprache und auch seinen Fehlern lieben und nicht vom Ausland aus unseren Ruf schädigen.
Der Vorstand der Akademie forderte Fekete nun auf, das Amt zu räumen, denn seine Haltung und Äußerungen würden nur Schaden anrichten, das künstlerische Leben spalten. Mitglieder erinnerten daran, die Akademie müsse die Kunst der gesamten ungarischen Gesellschaft repräsentieren, wobei nur künstlerische Leistung zählen sollten und nicht eine Auswahl auf politischer Ebene. Es hätte bislang noch “kein derart schlechtes Verhältnis unter den Künstlern gegeben” betonte der ebenfalls ausgetretene Schriftsteller und Kossuth-Preisträger Karoly Szarkonyi in der Zeitung “168 Stunden”. Nicht einmal im kommunistischen Kadar-Regime habe es eine so tiefe Spaltung gegeben.
Doch der 80-jährige Akademiepräsident mit Prinz-Eisenherz-Frisur will seinen Posten nicht räumen. Der Vorstand der Akademie nahm zur Kenntnis, dass Fekete “im Interesse der Kontinuität der Arbeit sowie bei Beachtung der aufgeworfenen berechtigten Kritik” sein Amt weiter ausführe, heißt es in einer Aussendung der Akademie.
Alles bleibt beim Alten
Damit ist es nicht gelungen, Fekete aus dem Amt zu drängen. Alles bleibt beim Alten, resignierte die Szene. Medien erinnern an die erste Amtshandlung von Fekete – eine Attacke gegen den namhaften Schriftsteller György Konrad, mit antisemitischen Untertönen: “Wir müssen davon ausgehen, dass das Ausland sogar auch György Konrad für einen Ungarn hält, unabhängig davon, was er sagt.” Fekete setzt sich dafür ein, dass kritische ungarische Künstler, die sich auch in internationalen Medien äußern, künftig nicht mehr Mitglied der Kunstakademie sein können.
Neben der bekannten Opernsängerin Andrea Rost verließen auch Schauspieler György Cserhalmi, Bildhauer Imre Bukta, Choreograf Ferenc Novak, Regisseur Gabor Tompa und Fotograf Peter Korniss die Akademie. Diese Austrittswelle, die seit vergangenem Herbst rollt, einte die Künstlerszene. Die Proteste wurden immer lauter, eine Gruppe von Aktivisten der Organisation “Szabad Müveszek”(Freie Künstler) stürmte eine Vorstandssitzung der Akademie, forderte die Mitglieder zum Rücktritt auf.
Das Internetportal Index schreibt über die “diktatorischen Methoden” von Fekete. Diese seien auch den Mitgliedern der Akademie nicht unbekannt, denn alle wüssten, “mit welchen Prinzipien und welcher Ausrichtung” Fekete sein Amt führe. Keiner habe zunächst seine Stimme erhoben, da die Organisation der Künstler, die “seit Jahrzehnten als alter Karren dahinholperte”” unter Fekete in anderthalb Jahren “zu einem schillernden Jagdbomber” wurde. Denn trotz Krise flossen 2,5 Mrd. Forint (8,44 Mio. Euro) aus dem Staatsbudget an die Akademie, erinnert Index.
György Fekete war im Kadar-Regime ein angesehener Architekt, spielte nach der Wende auf verschiedenen politischen Seiten, in verschiedenen Parteien mit. Heute ist der 80-Jährige der Herr des neuen Machtzentrums für Kulturpolitik der Orban-Regierung und auch der Budapester Kunsthalle (Mücsarnok), die der Akademie übergeben wurde. (APA, 31.1.2013)
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